Restaurierung meines Joker-Gastanks

Im Folgenden wird meine selbst durchgeführte Restaurierung eines Joker-Gastanks detailliert beschrieben. Selbstverständlich beruhen die Angaben auf eigenen Erfahrungen. Eine Haftung für evtl. daraus entstehende Schäden schließe ich hiermit aus.

Da die Aussichten auf die vorhin beschriebene, in Eigenregie durchzuführende Zehn-Jahres-Prüfung des Gastankes recht erfolgreich erschienen, erwarb ich kurzer Hand einen gebrauchten Tank mit abgelaufener Prüfung für 35€. Gebrauchte Tanks mit erneuerter Prüfung werden z.B. bei eBay mit Preisen um die 300€ schwankend gehandelt. 
Da die Prüfung für Philips Tank ohnehin anstand und der Prüfer nun einmal so oder so  ins Haus kam, fiel der Gesamt-Preis für zwei zu prüfende Gastanks vergleichsweise günstig aus. Daher wird es relativ billig möglich, meinen Bulli, der noch mit einer 5kg-Flasche versorgt wird, auf den Betrieb mit einem Gastank umzurüsten. Die Entscheidung für den Tank statt einer Flasche fiel deshalb, weil ich auch im Winter sehr viel mit dem Bulli und dann außerhalb von Campingplätzen unterwegs bin, weshalb oft einen großen Vorrat an Gas benötige. Da die Standheizung (Truma 2000E) für ihre sagenhafte Nenn-Heizleistung auch 190g/h Gas verbraucht, ist die Betriebsdauer einer 5kg-Flasche im Winter-Betrieb recht kurz. Nun wohne ich als Aachener in der unmittelbaren Grenznähe zu Belgien und den Niederlanden, wo LPG für um die 32cent/L an sehr vielen Tankstellen getankt werden kann. Auf Dauer bin ich also mit einem Gastank, den ich bei jedem normalen Tanken (Diesel: 72cent/L) nebenbei auffüllen kann, wesentlich günstiger und vor allem praktischer versorgt. Da ich zusätzlich häufig in den Beneluxstaaten sowie in Frankreich unterwegs bin, kann ich dort von einer gesicherten Gasversorgung ausgehen, die bei dem Betrieb mit 5kg-Flaschen bislang problematisch war. So muss ich stets eine Ersatz-Flasche mitführen. Weiterhin ist nur durch umständliches Wiegen der Gasflaschen das Bestimmen deren Rest-Inhaltes möglich, was mich oft und verärgert mit plötzlich leerer Flasche da stehen ließ. Ein Gastank (mit Füllstands-Anzeige und größerem Volumen) erwies sich hier als praktischere und auf lange Sicht günstigere Lösung für jemanden, der sein Reisemobil oft wöchentlich zum Campen oder Übernachten nutzt.

 

Um den Tank  vor dem Einbau auf Vordermann zu bringen, waren noch einige Arbeiten nötig. Angesichts der zu diesem Zeitpunkt angesagten Zeitplanung führte ich diese Arbeiten noch vor der Prüfung des Tanks durch, was nach vorheriger Absprache mit dem Prüfer in Ordnung war, da der Tank ohnehin magnetisch auf Wandstärke geprüft wird. 

 

Der Urzustand des Tanks lässt sich als technisch o.k., aber optisch stark verrottet beschreiben. Aber dafür war er zu einem sehr günstigen Preis zu erwerben. Eine gründliche Reinigung, Entrostung und Neu-Versiegelung war also angesagt. Zwar hatte der Tank an den meisten Stellen nur teilweisen Punkt-Rost angesetzt, aber dafür war er an der Oberseite stark vernarbt. Nach dem entfernen des losen Rostes stellten sich die auf dem oben stehenden Bild zu erkennenden Roststellen als recht harmlos dar. Der Tank wurde einige Jahre zuvor anscheinend mit einer zusätzlichen Schutz-Schicht versehen, die sich beim Abschleifen wegen ihrer braunen Farbe leicht mit losem Rost verwechseln ließ. Unter dieser schicht kam größten Teils der originale weiße Lack mit dem roten Ring zum Vorschein. Leider erfuhr ich zu spät, dass ich auch die Möglichkeit zum Sandstrahlen des Tanks gehabt hätte, sonst wäre dieser Methode wegen ihrer Gründlichkeit eindeutig der Vorzug gegeben worden.

 

   

 

Als erstes technisches Problem stellte sich heraus, dass der Tank nicht wie der andere Joker-Gastank (hier im oben stehenden Bild rechts) über ein Peilventil verfügt. Statt dessen befand sich in der Öffnung oberhalb des Betankungs-Ventils ein Schraube. Durch einen Vergleich mit Bildern von anderen Joker-Gastanks kam ich zu dem Schluss, dass dieses Ventil  nicht bei allen Joker-Gastanks montiert wurde. Nach Aussagen des Prüfers wäre es auch nicht relevant, ob sich am Tank ein solches Peilventil befände, da die Tankanlagen ohnehin bei 80% Füllmenge stoppen. Allerdings bereiteten mir die fehlenden Papiere für diesen Tank Bauchschmerzen. So sollten die Papiere des anderen Tanks als Vorlage dienen, um technische Daten des Tanks für die Prüfung zu klären.

 

       

 

Die obere Zeile des Nummernblocks trägt die Seriennummer des Tanks. Aus der mittleren Zeile konnte ich die nominelle Tank-Füllmenge von 30 Litern erkennen, die Kennung "250-S" steht wohl für die Firma "Walter Siebel". Die Kennungen in der unteren Zeile entsprechen einander. Links ist im Kreis das Logo der Firma "Walter Siebel" mit den Initialien WS eingeschlagen.

 

Nun stand aber erst parallel zu den organisatorischen Vorbereitungen mal eine äußerliche Bearbeitung des Tanks an. Ich habe ihn mit Fertan behandelt. Über Fertan gibt es zwar reichhaltige Anwender-Meinungen, aber ich habe, nachdem ich es gemäß der ausführlichen Anleitung auf der sehr gut gestalteten Homepage von Fertan angewendet habe, an diversen Stellen meines Bullis bereits sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Nach einer gründlichen Entfernung allen losen Rostes wurde der Tank mit Fertan eingepinselt und dieses wiederum kurz darauf befeuchtet. Da es wegen winterlicher Außentemperaturen in meiner Werkstatt nicht warm genug wurde, habe ich den Tank für drei Tage in die Wohnung gestellt, bis sich nach erneutem Anfeuchten ein gleichmäßiger grauer Schleier gebildet hatte. Dieser wurde dann mit viel Wasser ohne mechanische Einwirkungen gründlich abgespült und einfach so trocknen gelassen. Danach konnte der Tank als später folgende Endbehandlung mit Unterbodenschutz versehen werden, damit er möglichst steinschlagresistent und vor allem durch seine dann schwarze Farbe unauffällig wird. Auf dem unten stehenden Bild sind die Befestigungslaschen allerdings noch nicht behandelt, denn auf irgendetwas musste er ja stehen. ;-)

 

 

Am Abend vor der Prüfung demontierten wir zur Vorbereitung die Armaturen der Tanks und stellten dabei den zuvor unsichtbaren Unterschied der beiden Armatur-Versionen fest:

Oben im obenstehenden Bild ist der Befüllstutzen des Tanks mit Peilventil zu sehen. Er verfügt nur über ein Rückschlagventil. Unten im Bild befindet sich der Befüllstutzen meines Tanks (ohne das Peilventil). Dieser Befüllstutzen ist zusätzlich mit einem Schwimmer ausgerüstet, der bei entsprechender Füllhöhe das Befüllventil schließt, sodass ein Peilventil überflüssig wird. Er hat sozusagen ein Peilventil integriert. Kurz und knapp lässt sich der Unterschied der beiden Versionen so festhalten: Beim Betanken stoppt mein Tank am Befüllventil automatisch bei der vorgeschriebenen Füllmenge von 80%, während der andere Tank ab 80% Füllmenge das überschüssige Gas über das Peilventil abbläst. Ein Hinweisschild um das Peilventil herum fordert dazu auf, sofort mit dem Befüllen aufzuhören, wenn am Peilventil Gas austritt. (siehe auch Bild weiter oben)

Damit wäre also auch der einzige Unterschied der beiden Tanks geklärt und die Prüfung konnte am kommenden Morgen beginnen.

 

Weiter zur Prüfung der Tanks